Wir trafen uns auf einen Kaffee mit Maren Huhle, die an der Hochschule Medienmanagement studierte, mittlerweile ihr eigenes Unternehmen führt und parallel ein KI-Projekt koordiniert.

An einem heißen Sommertag im August sprachen wir mit Maren Huhle bei einem Kaffee darüber, was sie zu ihrem Studium an der Hochschule veranlasst hat, warum Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt so wichtig ist und wie sie mit Ihrem Startup einen Beitrag zu Begrünung unserer Städte leistet.

Hallo Frau Huhle, schön, dass Sie es einrichten konnten. Einen sympathischen Hund haben Sie (ihr Australian Shepherd mit dem Namen Chewie hat es sich mittlerweile neben dem Tisch bequem gemacht)!

Ja, danke. Er erfreut sich auch im Büro großer Beliebtheit. Wenn ich auf der Arbeit bin, ist er im Entspannungs-Modus und wartet geduldig auf den Feierabend.

Apropos Büro, Sie sind ja derzeit an der Hochschule Koordinatorin für das Projekt ZAKKI. Können Sie für uns Ihre Tätigkeit dort mal in wenigen Worten zusammenfassen?

Also ZAKKI steht für „Zentrale Anlaufstelle für innovatives Lehren und Lernen interdisziplinärer Kompetenzen der KI“ und ist im Wesentlichen ein KI-Qualifizierungsprojekt für Hochschulangehörige. Wir versuchen das Thema „Künstliche Intelligenz“ in die Lehre der Hochschule zu integrieren – zum Beispiel durch die Bereitstellung von Lehrmaterialien und die Weiterqualifizierung von Lehrkräften. Dazu wurden an den Fachbereichen eigene Lehr-Lern-Labore eingerichtet. Unser ehemaliger Prorektor Professor Yongjian Ding leitet das Projekt und meine Aufgabe ist es, die Arbeit der Forscherinnen und Forscher zu koordinieren und dabei das Projektziel im Auge zu behalten.

Neben Ihrer Tätigkeit an der Hochschule sind Sie auch Geschäftsführerin beim Start-up Moosaik. Wie laufen dort die Geschäfte (das Unternehmen entwickelt mit Moos bestückte modulare Fassaden-Systeme, zur Luftverbesserung und Begrünung von Städten)?

Wir waren bis vor Kurzem noch über eine Landesförderung an der Uni angestellt. Derzeit erhalten wir noch Fördermittel vom Bund, sind aber mittlerweile ausgegründet und selbständig tätig. Mittlerweile haben wir auch einen Business Angel an der Hand, der uns bei der Bewältigung der Kosten unterstützt und uns darüber hinaus mit Kontakten und Expertise weiterhilft. Am „Health and IT-Campus“ arbeiten wir gerade an einem neuen Modell unseres Systems, welches wir erstmals ohne die Auflagen der Universität entwickelt haben. Die Pflanzen bekommen wir aus den Niederlanden, die Moose aus Süddeutschland und unser Vertriebspartner für den Raum Mitteldeutschland sitzt praktischer Weise auch in Magdeburg. Da uns selbst die Produktionskapazitäten fehlen, werden wir bald mit unserem Hauptzulieferer fusionieren. Dadurch können wir die Produktion und damit auch den Verkauf steigern.

Das klingt nach einer echten Erfolgsstory! Wie kam es eigentlich zu der Idee, Fassaden mit Moos zu begrünen?

An der Uni war ich ehrenamtlich im Verein Enactus engagiert (der Verein fördert gemeinwohlorientiertes Unternehmertum). Da gab es viele interessante Projekte, die jedoch oft zu weit weg waren, um mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen und eine vernünftige Marktanalyse zu machen. Ich wollte etwas in Deutschland machen, um die Ergebnisse auch direkt zu sehen. Zudem bin ich gerne an der frischen Luft und liebe die Natur. Ich hatte von Pilotprojekten in Skandinavien, den Niederlanden und der Schweiz gehört, die ebenfalls versuchten, Innenstädte grüner zu machen. In einigen Orten in der Schweiz sind sogar 60 Prozent der Dachflächen begrünt. Angesichts der ökologischen Probleme, vor denen unsere Gesellschaft steht, erschienen mir solche Projekte sinnvoll. Wer sich gerade umschaut sieht ja selbst, wie trocken alles geworden ist und wie sich unser Klima in den vergangenen Jahren verändert hat. Nachdem ich eine Doku über Moose und ihre positive Wirkung auf die Umgebungsluft gesehen habe, kam mir die Idee, diese Pflanzen innerstädtisch zu nutzen. Ich bin dann zum Institut für Verfahrenstechnik gegangen, um über die Idee zu sprechen. Meine Master-Arbeit habe ich dann über nachhaltige ökologische Stadtentwicklung geschrieben. Am Ende hat uns das Gründungszentrum der Uni davon überzeugt, den Schritt zu wagen und die Idee als Gründungsprojekt umzusetzen. Dafür haben wir dann Fördermittel beantragt, die wir glücklicher Weise auch bekommen haben.

Um an dieser Stelle mal den Bogen zu Ihrem Lebenslauf zu spannen: Sie sagten gerade, Sie seien sehr naturverbunden und studiert haben Sie, salopp gesagt, „etwas mit Medien“; andererseits arbeiten Sie derzeit in einem KI-Projekt, leiten ein Unternehmen, das viel Technik und Konstruktionsfertigkeit erfordert und wie ich gelesen habe, waren Sie auch einmal am Fraunhofer Institut tätig. Auf den ersten Blick erscheint das sehr konträr, oder!?

(lacht) Ja, auf den ersten Blick stimmt das natürlich. Allerdings finde ich dieses Bild, dass man entweder das eine oder das andere macht, entweder Anzugträger oder Naturliebhaber ist, heutzutage veraltet. Also ich falle da definitiv raus. Ich bin auf der einen Seite sehr naturverbunden und auch mit dem Hund oft draußen, auf der anderen Seite hatte ich im Studium auch viel Informatik, hab mich im Fraunhofer mit Industrie 4.0 beschäftigt, bei Mosaik Mikrocontroller gebaut und Adern verlötet und versuche derzeit KI an die Hochschule zu bringen. All das waren zwar ursprünglich nicht meine beruflichen Ziele aber letztendlich arbeite ich dort, wo Bedarf besteht. Am Ende sind das ja auch alles Referenzen, die mich beruflich weiterbringen.

Ihrem Lebenslauf nach zu urteilen, haben Sie viel ausprobiert und in viele Bereiche reingeschaut.

Genaugenommen steht da noch nicht mal die Hälfte von dem drin, was ich gemacht habe. Als Studentin war ich zum Beispiel Stage Hand beim Bühnenaufbau, habe Festivals mit organisiert, war im Verkauf tätig, war Nachhilfelehrerin, habe in einer Anwaltskanzlei gearbeitet und einiges mehr. Der Grund dafür war hauptsächlich der, dass ich mein Studium selbst finanzieren musste. Teilweise hatte ich drei Jobs parallel, wenn ich mir beispielsweise eine Reise finanzieren wollte.

Sie waren während des Studiums in Australien, richtig?

Ja, dort habe ich ein Auslandspraktikum im Bereich Journalismus gemacht. Später im Master war ich dann nochmal im Rahmen von Work & Travel dort, während eines Pausensemesters. Sowas würde ich auch jederzeit wieder tun. Eventuell nehme ich mir später nochmal eine Auszeit, um als Entwicklungshelferin zu arbeiten. In Spanien zum Beispiel. Das ist zwar nicht das Land, an das man zuerst beim Wort „Entwicklungshilfe“ denkt aber Notstand aufgrund von Klimawandel gibt es heute in fast allen Ländern.

Aber sind das dann nicht auch wieder eher technische oder medizinische Berufe, die dort gefragt werden? Also ich würde da spontan an das Bohren von Brunnen oder „Ärzte ohne Grenzen“ denken.

Nicht nur. Es gibt sehr viele Möglichkeiten zu unterstützen. Wobei ich mir durchaus auch vorstellen kann, zum Beispiel bei einem Bauprojekt mitzuwirken. Da hätte ich sogar richtig Lust drauf. Bei praktischen Tätigkeiten sieht man nämlich, was man gemacht hat. Sie erzeugen einen sichtbaren Mehrwert und man tut etwas sinnstiftendes für die Gesellschaft. Ich bin sowieso eher ein Mensch der anpackt und macht, statt lange über eine Sache zu diskutieren.

Ursprünglich studiert haben Sie hier an der Hochschule Magdeburg-Stendal allerdings Journalismus, richtig? Waren Sie danach auch in dem Bereich tätig?

Na eigentlich Medienmanagement aber Journalismus war damals daran gekoppelt. Anfangs ja, ich habe mal bei einer Filmproduktionsfirma gearbeitet, war auch im Marketing tätig und hatte vor allem während des Studiums viel Berührungspunkte damit. Ich war früher mal ganz filmbesessen und habe damals auch eigene Filme gedreht und Interviews geführt.

Warum haben Sie sich genau für diesen Studiengang eingeschrieben?

Ich habe ein Wirtschaftsabitur gemacht, worüber ich auch sehr froh bin, und daher hat mir Marketing immer sehr gut gefallen. Ich habe dann nach Studiengängen gesucht, in denen Marketing ein Bestandteil in Bezug auf Medien war. In meiner Schulzeit habe ich viel Fotografiert und auch kleinere Filme gedreht und von daher war Medienmanagement eine ideale Kombination aus beidem, dem wirtschaftlichen und dem kreativen Teil.

Da Sie ja bereits viele Stationen in Ihrem Berufsleben hatten; sind Sie der Meinung, dass die berühmte "rote Linie im Lebenslauf" heute noch relevant ist?

Es kommt darauf an. Wer das Ziel hat, Experte auf einem bestimmten Gebiet zu werden, der sollte natürlich eine rote Linie verfolgen, die ihn oder sie dort hinbringt. Spezialisierung bringt jedoch oftmals auch eine Einschränkung der beruflichen Flexibilität mit sich. Ein generalistisches Studium eröffnet einem hingegen viele Möglichkeiten, jedoch mit dem Nachteil, den eigenen Mehrwert auf dem Arbeitsmarkt ständig neu unter Beweis stellen zu müssen. Ich habe relativ früh gemerkt, dass mein Studium alleine diesen Mehrwert noch nicht bietet und praktische Erfahrungen unheimlich wichtig sind, um beruflich voranzukommen. Gerade für den Medienbereich interessieren sich sehr viele. Wer da aus der Masse herausstechen will, der muss Erfahrungen und Kenntnisse vorweisen, um bei der Stellenvergabe berücksichtigt zu werden.

Sind Sie eigentlich Magdeburgerin?

Nein, ich komme aus Nordhausen. Bin aber seit 2010 hier. Fast wäre ich NC-bedingt an die FH nach Salzgitter gegangen, wurde dann aber doch in Magdeburg angenommen. Nach meinem Bachelor an der Hochschule wollte ich dann im Master Filmwissenschaften in Berlin studieren. Doch dafür hätte ich noch mal einen neuen Bachelor machen müssen, weshalb ich mich dann für den Master in Medienbildung an der Magdeburger Universität entschieden habe. Mittlerweile habe ich meinen Lebensmittelpunkt hier und fühle mich auch hier verwurzelt.

Was hat Ihr Studium an der Hochschule besonders gemacht?

Mir hat die Praxisorientierung an der Hochschule besser gefallen, als die theoretische Ausrichtung an der Uni. Gerade mit meinem Interesse an Medientechnik konnte ich mich an der Hochschule viel ausprobieren, beispielsweise durch die Nutzung von Fotostudio, Filmequippment, Schnittprogrammen, etc. Wir haben auch direkt mit regionalen Unternehmen zusammengearbeitet und konnten somit schon früh in den Austausch mit Auftraggebern und Kunden treten. Dadurch habe ich bereits während des Studiums Einblick in die berufliche Praxis bekommen. Das fand ich toll!

Möchten Sie unseren zukünftigen Absolventinnen und Absolventen abschließend noch einen Rat mit auf den Weg geben?

Ja, arbeitet! Lernt die Praxis kennen. Macht nicht unüberlegt irgendeinen Master, sondern bekommt erstmal ein Gespür für die Anforderungen der Wirtschaft. Durch die Praxis verändert sich vieles. Auch frühere Vorstellungen und Pläne. Wer meint, noch einen Master zu benötigen oder sich noch einmal in eine andere Richtung weiterentwickeln zu müssen, der kann das auch später noch tun. Aber dann halt mit Praxiserfahrung im Gepäck. Im Endeffekt ist es das, was auf dem Arbeitsmarkt zählt und nicht die Abschlussnote.

Vielen Dank für das nette Gespräch!


(Foto: privat)