Christoph Ackermanns berufliche Reise begann 1993 mit Graffiti und führte über ein Industrial Design-Studium von 1999 bis 2004 an der Hochschule Magdeburg-Stendal in die Selbstständigkeit.⁠

Projekt h2 Überseecontainer

„Ich lasse mich gern überraschen“

Im neuen Farbdesign wirbt seit dem Sommer ein großer Überseecontainer für die Hochschule Magdeburg-Stendal. Kräftiges Blau und sattes Grün mischen sich mit weißen, grauen und schwarzen Elementen und machen neugierig auf diesen ungewöhnlichen Veranstaltungsort und seinen Inhalt. Bei verschiedenen Events in Magdeburg kam der mobile Container bereits zum Einsatz: Bei den Tomorrow Labs im Magdeburger Wissenschaftshafen oder beim MINT-machen-Festival lockte er viele Interessierte zu den Experimenten und Präsentationen im Innenraum. Lehre und Forschung zum Ausprobieren und Anfassen.

Das auffällige Design des Containers stammt vom Christoph Ackermann, Magdeburger Künstler und Absolvent der Hochschule Magdeburg-Stendal.

„Ich nehme Maß, schaue mir den Untergrund an, hinterfrage den zukünftigen Standort und den Nutzungszweck. Aufgrund der Gegebenheiten entsteht dann in meinem Kopf ein Gedankengerüst, das mich in die Entwurfsphase führt.“ Christoph Ackermann gestaltete im Sommer 2024 für die Hochschule Magdeburg-Stendal den Überseecontainer. Für ihn war das ein spannendes Projekt, da ihm die geriffelte Oberfläche den Rahmen vorgibt: „Aufgrund der Höhenunterschiede haben sich Linien nicht komplett durchziehen lassen und ich arbeitete deshalb eher vertikal statt horizontal. Ich habe die Form aufgenommen und eine künstlerische Formsprache gefunden, die den Tatsachen gerecht wird.“

Neben dieser Aufgabe ist Christoph noch in vielen anderen Bereichen aktiv: Er leitet Workshops für Kinder und Jugendliche und beteiligt sich unter anderem mit Siebdrucken sowie Fassadengestaltung an diversen Projekten. All das macht der gebürtige Magdeburger schon ziemlich lange. Sich für die Selbstständigkeit zu entscheiden, stand zum Abschluss seines Studiums vor zwanzig Jahren allerdings noch nicht fest….

Vom Studium zum freischaffenden Künstler

Zurückgeschaut: Der Alumnus der Hochschule Magdeburg-Stendal hat sein Diplom im Industrial Design von 1999 bis 2004 erlangt. „In die Selbstständigkeit zu gehen, war allerdings noch nicht so glasklar. Ich hatte mich erst einmal als reiner Produktdesigner beworben.“ Zu diesem Zeitpunkt besaß Christoph aber bereits als Freischaffender einen Kundenstamm, war als Workshopleiter aktiv und hatte Fassaden gestaltet. So kam es ihm gelegen, dass es mit einer Anstellung nicht klappte. Er merkte in dieser Zeit deutlich, dass der Weg ins Unternehmertum für ihn der richtige ist. Mit einem einjährigen Existenzgründerkurs der IHK stellte er sein Business auf stabile Füße.

Alles fing mit Graffiti an

„Das Jahr 1993 war für mich ein zukunftsweisendes Jahr, denn ich habe mit Graffiti angefangen. Diese Kunstform ist die Grundlage all meines Schaffens und hat mich auch zur Entscheidung für das Designstudium geführt. Bereits vor Beginn des Studiums hatte ich Auftraggeber und somit bereits ein Standbein in der Stadt.“

Ein Besuch beim Tag der offenen Tür – damals war die Hochschule noch in der Brandenburger Straße in der Magdeburger Innenstadt – verhalf ihm zu Klarheit. Jetzt galt es noch, die Aufnahmeprüfung zu bestehen. Dies geschafft, konnte es losgehen.

„Die Entscheidung fürs Studium habe ich nie bereut!“ Christoph findet, dass es ihn gut auf sein Berufsleben vorbereitet hat und wesentlich dazu beitrug, sein gesamtes ästhetisches Empfinden zu schärfen. „Ich lernte, wie Gestaltung funktioniert, und erfuhr, wie sich Klarheit transportieren lässt, ohne dabei aufdringlich zu sein.“ Zudem schätzte er die praxisnahe Lehre, die in Ausstellungen und Praktika mündete. „Ich habe mitbekommen, wie Gestaltungsprozesse im echten Leben ablaufen.“ Beim „Studio Ambrozus“ in Köln hat er Geschirr für Villeroy & Boch gestaltet und für weitere große Marken wie Miele zugearbeitet.

Deine Tipps?

„Ich berate hin und wieder Schülerfirmen und ermutige die Kids dazu, den gesamten Prozess zu durchlaufen.“ Von der Idee bis zum fertigen Produkt ist der Weg nämlich bunt: Neben einem stimmigen Design sind die Finanzen im Blick zu halten. Ein gutes Projektmanagement ist die Basis. Und dazu gehören dann eben auch Förderanträge und Produktfotografie. Der Magdeburger Künstler versucht den Nachwuchsdesigner:innen das breite Spektrum zu zeigen, damit sie ein Gespür dafür bekommen, was ihnen liegt, und herausfinden, an welchen Stellen Kooperationen fruchtbar sind. Darauf achtet er selbst in seiner täglichen Praxis.

Und für die Zukunft?

„Ich lasse mich gern überraschen, und meine Erfahrung zeigt, dass mit meiner stetigen Weiterentwicklung als Künstler immer wieder neue Verantwortungsbereiche dazukommen, mit denen ich vor einigen Jahren noch nicht gerechnet hätte.“ Dazu gehört das Kuratieren von Ausstellungen, aber es sind auch Preise und Auszeichnungen, die ihn auf seinem Weg als Künstler bestätigen.

Eines liegt ihm allerdings besonders am Herzen: „Ich wünsche mir, dass Magdeburg zu anderen Städten aufschließt, was die urbane Gestaltung angeht.“ Kunst im öffentlichen Raum darf laut Ackermann hierzulande mit viel mehr Selbstverständlichkeit einhergehen.

Thinking outside the box…

Bei der Magdeburger Kulturnacht am 28. September wird der Container übrigens als eigener Veranstaltungsort der Hochschule Magdeburg-Stendal eingesetzt. Direkt auf der Hauptflaniermeile des Kulturabends laden abwechselnd eine ungewöhnliche LED-Performance im Container sowie ein Musikprogramm mit japanischen Riesentrommeln rund um die große Box zu einem kulturellen Erlebnis ein.

Foto: Sebastian Möser


Zu den Studiengängen:

Bachelor Industrial Design

Master Engineering Design

Master Interaction Design