Yuvaraj Suresh Kumar arbeitet als Industrial Engineer bei Continental Reifen in Korbach. Nach seinem Bachelorstudium Maschinenbau an der Hochschule Hannover absolvierte er von 2020 bis 2022 den Masterstudiengang Maschinenbau an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Während seines Masterstudium absolvierte er sein Praktikum mit anschließendes Masterarbeit bei Schuberth in Barleben.

Wie war Ihr Weg vom ersten Studientag in Deutschland bis ins Berufsleben?

Ich bin Yuvaraj Suresh Kumar und bin 28 Jahre alt. Ich bin im Jahr 2015 aus Malaysia nach Deutschland für das Studium gekommen. Ich habe die ersten sechs Monate in Berlin verbracht und habe einen Sprachkurs besucht und meine Deutschkennnisse so verbessert. Danach war ich fünf Jahre in Hannover und habe den Bachelorstudiengang Allgemeinen Maschinenbau absolviert. Während dieser Zeit hatte ich die Chance, bei der Firma Continental in Hannover zu arbeiten: ich war Praktikant und habe dort meine Abschlussarbeit durchgeführt. Nach meinem Bachelorstudium wollte ich mich in einem Fachgebiet spezialisieren. Da habe ich mich entschieden an der Hochschule Magdeburg-Stendal mein Masterstudium zu machen. Mein Studiengang im Jahr 2020 war Maschinenbau mit der Vertiefungsrichtung Fertigungsverfahren und Fertigungssysteme. Ich hatte das Glück, mein Masterpraktikum direkt bei der Firma Schuberth GmbH in Barleben bei Magdeburg zu machen. Im Mai 2022 habe ich mein Praktikum, meine Abschlussarbeit und auch mein Masterstudium abgeschlossen. Dann war ich in Hamburg für meinen ersten Job in dem Dienstleistungsunternehmen Ingenics AG. Ich habe Projekte beim Hauptkunden Airbus gemacht und war sehr stark involviert in Effizienzsteigerungs- und Prozessoptimierungsprojekte. Nach einem Jahr dort wollte ich eine neue Herausforderung und seit Oktober 2023 bin ich bei der Continental Reifen Deutschland GmbH in Korbach als Industrial Engineer.

Was arbeiten Sie aktuell und was sind Ihre Aufgaben im Job?

Ich bin zuständig für die Endinspektion und auch die Besprechung der Passenger-Kartei und von PKW-Reifen. Zu meinen Hauptaufgaben gehören, dass ich Maschinenkapazitäten berechne und Layoutplanungen durchführe. Dazu muss ich auch den Personalansatzbedarf und die Personalstärke planen. Ich bin auch zuständig für die ergonomische Betrachtung am Arbeitsplatz und die Prozessoptimierung mit Lean Management.

Inwiefern hat Ihr Studium Sie auf Ihre aktuellen Aufgaben vorbereitet? 

Es gab im Studium das Fach „Projektierung in Fertigungssystemen“ und da hatte ich schon mal mit Materialfluss, Layoutplanung und der Berechnung von Maschinen- und Personalkapazitäten zu tun. Ich würde sagen, 60% bis 80% kannte ich schon von meiner Theorie von der Hochschule, aber die anderen Sachen muss man mit der Zeit erlernen. Zum Beispiel bin ich gerade auch zuständig für die Abteilung Logistik. Damit beschäftigen sich eigentlich die Leute, die Betriebswirtschaftslehre oder Wirtschaftslehre studiert haben. Aber genau solche Kleinigkeiten lerne ich auch mit der Zeit und ich kann nicht alles, aber die Sachen, die ich nicht kann, die kommen mit der Zeit.

Welche Erwartungen hatten Sie an den Berufseinstieg in Deutschland und wie war er dann tatsächlich?

Gute Frage! Was ich bei diesem neuen Job erwartet hatte, ist, dass viele Sachen von Anfang an beigebracht werden. Und einige Sachen werden schon im Einarbeitungsplan beigebracht, aber bei vielen Sachen muss man sich selbst bemühen und Gas geben, um Sachen anzulernen. Was ich noch toll finde, ist diese „Du-Kultur“, die in den meisten Firmen herrscht. Man fühlt sich schnell sehr wohl und nur die Erfahrung spielt eine große Rolle, nicht das Alter oder was für einen Hintergrund man hat.

Wo und wie haben Sie Ihre Jobs und Praktikumsstellen gefunden?

Ich habe alle möglichen Plattformen ausgesucht und benutzt. Als ich z.B. in der

Hochschule war, habe ich das Career Center empfohlen bekommen. Ich habe dann regelmäßig Termine dort gemacht, um meine ganzen Dokumente - meinen Lebenslauf, mein Anschreiben - immer zu verbessern. Ich habe vom Career Center auch erfahren, dass es das Stellenportal „Nachwuchsmarkt“ für Studierende gibt. Das habe ich auch genutzt. Und was ich vor allem mache: die Firmen oder Unternehmen, an denen ich Interesse habe, suche ich im Internet auf ihren Webseiten und dann bewerbe ich mich direkt.

 

Wie war der Bewerbungsprozess?

Es ist ganz normal in Deutschland, dass viele Sachen mit Papier verbunden sind. Die Bewerbungen sind meistens sehr formell und man muss schon alles richtig machen von Anfang an. Der erste Schritt war natürlich die passende Stelle auszusuchen und danach muss auch die ganze Dokumentation richtig vorbereitet sein. Der Lebenslauf muss sauber sein und muss mit dem Vier-Augen-Prinzip noch mal nachkontrolliert werden, sodass kein Rechtschreibfehler drin ist und was das Wichtigste ist: die wichtigsten Punkte für die Stelle müssen auch irgendwo im Lebenslauf oder Anschreiben enthalten sein. Danach kommt das Vorstellungsgespräch und darauf kann man sich auch richtig gut vorbereiten. Vor allem muss man sich über die Firma schlau machen, über das Unternehmen und über die Stelle oder Position. Und, wenn die Namen von den Leuten im Vorstellungsgespräch schon bekannt sind, kann man schon mal ein bisschen Recherche über LinkedIn machen.

 

Welche Tipps/Empfehlungen würden Sie internationalen Studierenden mit Blick aufs Berufsleben geben?

Es ist wirklich nicht so einfach eine passende Stelle zu finden. Man muss schon viel Ausdauer haben und immer Geduld mitbringen. Das kann sein, dass manche nach ein paar Wochen eine gute, passende Stelle finden und manche sogar drei bis sechs Monate oder sogar länger suchen. Aber man muss immer die Geduld haben und die Hoffnung nicht schnell verlieren. Und vor allem würde ich sagen: Selbstvertrauen ist sehr, sehr wichtig.

 

Welche Rolle spielen Deutschkenntnisse im Berufsleben für Sie?

 

Die spielen eigentlich eine sehr große Rolle. Meine erste Runde von meinem Interview war auf Deutsch und die zweite Runde war auf Englisch und falls ich meine erste Runde nicht bestanden hätte, hätte ich zur zweiten Runde gar nicht kommen können. Deutschkenntnisse sind sehr wichtig in Deutschland, vor allem wenn man in einer deutschen Firma arbeiten will. Aber es gibt auch immer wieder die Chance für englischsprachige Stellen oder englischsprechende Unternehmen zu arbeiten.


Wie geht es bei Ihnen weiter/Was sind Ihre Beruflichen Pläne für die Zukunft?


Meine Pläne sehen so aus, dass ich mindestens 5 Jahre in diesem Job bleiben möchte. Ich will viele Sachen bei Continental erlernen und es gibt auch Continental-Werke in Malaysia. Irgendwann mal will ich zurück in die Heimat und dort weiterarbeiten.